Fünf Jahre ist es her, dass Europa vollständig von der ‚Flüchtlings-Krise‘ erfasst wurde. Noch heute klingt vielen von uns Angela Merkels Diktum „Wir schaffen das!“ in den Ohren, wenn wir an diese Zeit zruückdenken. Im tschechischen Umfeld wurde sowohl die Haltung der deutschen Kanzlerin, als auch die gesamte deutsche Migrationspolitik mit großer Sekpsis aufgenommen. Fünf Jahre später hat sich Tomáš Lindner noch einmal an die deutsche Peripherie begeben, um seine tschechischen Leser*innen darüber zu informieren, ob die Deutschen es wirklich geschafft haben – oder eben nicht. Seine Reportage beschönigt nichts und verharmlost nichts – und es gelingt ihm, ein paar Denkanstöße in die oberflächlich ruhige tschechische Debatte einzubringen, die geeignet sind, in weitere Kreise zu ziehen.
Mich hat eher die deutsche Perspektive „von unten“ interessiert. Ich habe ganz gezielt nicht das Gespräch mit einflussreichen Politikern gesucht, bin nicht in die größten Städte gefahren. Ich habe eher lokal recherchiert, wo sich Integration im ganz gewöhnlichen Leben beschreiben lässt. Ich wollte die alltägliche Bewältigung der Probleme zeigen, die mit ihr einhergehen.
Tomáš Lindner
Tomáš Lindner: Haben sie es geschafft?
Je vielfältiger die Erfahrungen sind, an denen uns die Reportage „Haben sie es geschaft?“ teilhaben lässt, umso authentischer wirken sie. Lindner vermittelt uns die Erfahrungen einer großen Zahl von Deutschen, die höchst unterschiedliche Erfahrungen mit Geflüchteten gemeacht haben. Einige sprechen von innerer Bereicherung und dem Glück, anderen helfen zu können, während andere uns ihre Enttäuschung oder erschütternde Erlebnisse anvertrauen. Eine der grundlegenden journalistischen Regeln lautet: „Du kannst zwar nicht alles aufschreiben,darfst aber auch nichts auslassen.“ Und Tomáš Lindner lässt nichts aus, er hört aufmerksam zu, schreibt es sorgfältig auf und versucht vor allem nicht, die Antworten herauszukitzeln, die ihm besonders gut in den Kram passen würde.
Adam Černý
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