Vít Poláček & Matthias Schmidt: Vertreibung – Odsun

Die zweiteilige Dokumentation von Matthias Schmidt und Vít Poláček beschäftigt sich mit Ereignissen, die auch 70 Jahre, nachdem sie sich ereignet haben, kontrovers geblieben sind. Für viele Menschn in der Tschechischen Republik ebenso wie in Deutschland ist die Abschiebung bzw. Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei eine hochsensible Angelegenheit. Den Autoren gelingt es mit Respekt für alle Widersprücke, die diese Geschichten mit sich bringen, eine bunte, vielfältige und lebendige Dokumentation zu schaffen, die die Unterschiedlichkeit der verschiedenen Aspekte und die Ambivalenz der gemeinsamen Geschichte wunderbar sichtbar macht. Der Film entstand in einer Koproduktion des Tschechischen Fernsehens mit dem MDR, dem ORF und dem deutsch-französischen Sender Arte.

Die Zusammenarbeit hat aus vielen Gründen gut gepasst. Da sind auf einmal deutsche Zeugen, deutsche Archive. Plötzlich geht es in der Zusammenarbeit um Dialog, nicht um irgnedein isoliertes Projekt, wie es früher gewesen ist.

Vít Poláček

Wir wollen raus aus diesem Teufelskreis: Wer hat Schuld, was ist schlimmer, was war zuerst, was folgte worauf? Sondern wir wollten das darstellen, wollten aber nicht diese Aufrechnung von Schuld am Ende wieder haben, sondern am Beispiel persönlicher Geschichten – das war uns sehr wichtig, von Beteiligten beider Seiten, Deutscher und Tschechen – erzählen, was passiert ist. Punkt.

Matthias Schmidt

Vertreibung – Odsun

Matthias Schmidt und Vít Poláček betrachten die Vertreibung konsequent mit den Augen „der Anderen“. Denn alles ist – wie auch im Film mehrfach direkt und indirekt gesagt wird – eine Frage der Perspektive. Die Ereignisse werden weder schwarzweiß noch einseitig beschrieben, die Vertreibung weder zu einer allein tschechischen, noch einer allein deutschen Sache gemacht, sondern genau zu dem, was sie auch wirklich ist: einer gemeinsamen.
Vojtěch Berger