Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs sind wir gewohnt, dass die Grenze zwischen Deutschland und Tschechien an Bedeutung verliert. Für viele Deutsche und Tschechen ist sie zu einer bloßen Formalität geworden. Sie haben sich in einem Leben beiderseits der Grenze eingerichtet. Der Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 führte jedoch zu einer unerwarteten und erschreckend schnellen Schließung der Grenzen – und stellte ebenjene Europäer vor schwere Entscheidungen, die beschlossen hatten, ohne Grenze zu leben. Mit diesem Problem haben sich Heike Bittner und Robert Jahn befasst. Im Auftrag von ARTE haben sie eine u. a. im MDR gezeigte Reportage gedreht, die anhand einiger grenzübergreifender Schicksale illustriert, was es eigentlich heißt, mit bzw. ohne Grenze zu leben.
Also ich fand‘s erschreckend, wie schnell das gehen kann, dass es wieder eine Grenze gibt. Diese Grenzschließungen waren wie so ein Rückfall in Jahrzehnte vorher. Von einem Tag auf den anderen war wegen eines Corona-Virus das wieder da, was früher mal politisch begründet war.
Heike Bittner
Wir teilen die Angst unserer Protagonisten vor neuen Grenzen in Europa. Wenn ich jetzt Politiker in Berlin oder Prag bin, ist es natürlich leicht, zu sagen: Ja die Pendler, das ist ein Problem, die kann man nicht so gut kontrollieren. Und das sozusagen so ein bisschen als politischen Spielball zu benutzen.
Robert Jahn
Weitermachen in der Krise – Leben mit geschlossenen Grenzen
Der Dokumentarfilm zeigt die gegenseitige Verflechtung der Regionen im Grenzgebiet zwischen Deutschland, Tschechien und Polen und das alltägliche Zusammenleben von Menschen, die plötzlich mit einer gemeinsamen Bedrohung – einer unberechenbaren Krankheit – konfrontiert sind. Die Stärke dieses Films liegt in der Menschlichkeit und Aufrichtigkeit seiner Protagonistinnen und Protagonisten: einer Tschechin, die seit 18 Jahren auf einem Bauernhof in der sächsischen Lausitz arbeitet, wo ein erster Corona-Fall aufgetreten ist. Bislang hatte sie die Grenze gar nicht wahrgenommen, jetzt steht sie ihr erstmals im Weg. Weiter wird ein tschechische Arzt porträtiert, der seinen Beruf als gleichwertiger Partner eines älteren deutschen Kollegen in einem deutschen Dorf ausübt. Ihrer Mission treu bleibt auch eine junge Ärztin, die zwischen ihrem Wohnort in Tschechien und einem Krankenhaus im benachbarten Sachsen pendelt und auf ihrem Posten ausharrt, auch wenn sie dadurch zeitweilig von Mann und Tochter getrennt ist. Die Kamera begleitet jeden von ihnen auf seinem individuellen Weg, der Krisensituation zu begegnen und sie zu meistern.
Blanka Závitkovská
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